Schläfenringe sind eine Form von Schmuck die in frühmittelalterlichen slawischen, aber auch fränkischen und alemannischen Gräbern gefunden wurden. Da sie jeweils in der Nähe der Schläfen liegend und mit entsprechenden (Textil)Anhaftungen gefunden wurden geht man davon aus, dass sie an einem Stoff- oder Lederband um die Stirn getragen wurden, es ist aber genauso valide anzunehmen, dass sie als Variante ins Haar geflochten wurden.
Nowgorod
Meine Schläfenringe auf diesem Bild wurden einem Fund aus Nowgorod nachempfunden und stammen aus dem 10.-12. Jahrhundert, sie sind an einem Seidenband befestigt. Ob die Gestaltung dessen einem historischen Vorbild folgt kann ich leider nicht sagen, weil mir da einfach die Informationen fehlen. Aber Seidenbänder an sich sind, genauso wie Leder- oder gewobene Bänder, belegt. Das Metall, aus dem die Schläfenringe bestehen, hat dabei geholfen, die organischen Materialien, an denen sie befestigt waren, vor dem Zerfall zu bewahren. Gefunden wurde diese Form bei den Ilmenslawen, dem nördlichsten Stamm der Ostslawen, im Gebiet des Ilmensees, im Nordwesten des heutigen Russlands.
Zeitliche Einordnung
Mit der zeitlichen Einordnung im 10.-12. Jahrhundert handelt es sich bei diesem Ensemble bereits um eine recht späte Form. In Süddeutschland kamen die Schläfenringe während der Karolingerzeit aus der Mode (751-919 n. Chr.). Generell wurde dieser Schmuck mit am längsten im Baltikum und in Finnland verwendet.
Slawen und Wikinger
Interessanterweise kennt man Schläfenringfunde aus dem Bereich der Wikinger gar nicht. Das ist eine Sache, die man in diesem Kontext nur in slawischen und byzantinischen Gräbern gefunden hat, was erstaunlich ist, da es einen regen Austausch zwischen Wikingern und Slawen gab.
Wikipedia: Ilmenslawen
