Hier seht Ihr mein erstes Paar Beinwickel aus Schafswolle. Ich habe damals extra darauf geachtet, eben keine baumwollenen Beinwickel zu kaufen, und das hatte gleich mehrere Gründe. (Einer davon war, zugegebenermaßen, dass ich wieder „authentisch“ sein wollte. Man kennt das ja.)
Das richtige Muster
Wie Ihr auf dem Bild vielleicht erkennen könnt, sind diese Beinwickel in einem Zickzackmuster gewebt, das sich Fischgrätmuster nennt. Dieses Muster hilft dabei, dass die 3 bis 4 Meter langen Stoffstreifen besser halten, wenn man sie einmal um die Beine gewickelt hat. Mit der richtigen Wickeltechnik benötigt man dann auch keine von diesen (kitschigen ;)) Mini-Fibeln. Auch ist die Tatsache, dass es sich um Schafswolle handelt, sehr hilfreich für die Haftung. Die Fasern verkeilen sich wie ein leichter Klettverschluss ineinander.
Wasserdicht!
Ein bisschen wasserdicht(er) als ihre Baumwollpendants sind die Exemplare aus Schafswolle ebenfalls. Das liegt an dem ihnen anhaftenden Wollwachs bzw. Lanolin. Während Baumwolle Wasser direkt aufsaugt bleibt Schafswolle wegen des Wollwachses länger trocken, da Wasser bis zu einem gewissen Grad einfach abperlt.
Historischer Hintergrund
Belegt sind die Beinwickel (Wadenwickel, Wadengamaschen, Wickelgamaschen, Wadenbinden, Beinbinden) seit der Eisenzeit bei den Germanen. Wenn man so möchte, könnte man von einem Aufkommen im 2. Jahrhundert nach Christus sprechen. Man hat den Fuß mitsamt dem Hosenbein bis unter das Knie eingewickelt und entweder wurde das lose Ende zur Befestigung unter die Wicklung gesteckt oder man hat tatsächlich kleine Schnallen oder Lederbänder verwendet, um der Konstruktion Halt zu geben. Es handelt sich dabei um eine frühe Form von Socken, die den Träger vor Verletzungen schützen sollte und sicherlich auch praktisch war, um sich in niedrigem Gestrüpp die Kleidung nicht zu zerreißen. Man weiß, dass sie sowohl von Männern als auch von Frauen getragen wurde.
Die Römer übernahmen dann dieses Kleidungsstück, wie spätrömische Mosaike zeigen. So gehörten die Beinwickel vielleicht nicht zum Standardrepertoire, wurden jedoch je nach Witterungsverhältnissen individuell von Soldaten verwendet. Auch die Zivilbevölkerung nutzte sie.
Offenbar waren rote Wadenwickel im Speziellen ein traditioneller Teil der fränkischen Tracht.
Auch finden sich Darstellungen von Beinwickeln auf dem Teppich von Bayeux.
In neuester Zeit finden sich Wadenwickel übrigens auch wieder beim Militär, sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg fanden sie Verwendung. Während sie zur Zeit des Ersten Weltkrieges noch von sämtlichen Soldaten aller Kriegsbeteiligten getragen wurden kamen sie im Zweiten Weltkrieg nur noch bei den deutschen Gebirgsjägern, den italienischen Alpini, der polnischen Armee, der französischen Infanterie und der japanischen Armee zum Einsatz.
Wikipedia: Eisenzeit