Facebook. Unendliche Weiten… Man hat Seiten abonniert und der Algorithmus spült einem deshalb auch diverse Beiträge in die eigene Timeline. So wie diesen hier.
Immerhin hat der Verfasser des Bildes die Information angegeben, dass diese Petroglyphe aus Tanum in Schweden stammt. Das ist soweit auch richtig und auch die Zeitangabe, dass das Bild circa 3000 Jahre alt ist, kommt ungefähr hin (1800-500 v. Chr.), es entstammt also der skandinavischen Bronzezeit.
Interpretation
Problematisch wird es allerdings mit der Interpretation des Bildes. Die Menschen dieser Zeit waren ja keine grobschlächtigen Tiere und das, was sie hinterlassen haben, haben sie schon absichtlich so gestaltet. Das Facebookbild behauptet, der dargestellte Mann habe eine Erektion und flüchtet vor einer riesigen Schlange. Aber ist das wirklich so?
Wenn man mich fragt, dann nein. Gut, ich bin nicht viel professioneller als jemand, der bei Facebook solche Bilder verfasst, aber verschiedene Menschen haben ja verschiedene Interpretationsansätze. Und in diesem Fall spricht ja vieles gegen die Idee, dass der dargestellte Mann flüchtet. Geht man davon aus, dass der Mann, wie die meisten anderen Männer auch, seinen Penis vorne hat, ist er der Schlange zugewandt. Das lassen auch die Füße vermuten, die in diese Richtung zeigen. Er hat die Arme gehoben und stellt sich der Schlange entgegen. Da ein erigierter Penis in der Regel ein Symbol für Männlichkeit ist, steht da grade ein besonders männlicher Mann einer gefährlichen Schlange mit erhobenen Armen gegenüber und das legt die Interpretation nahe, dass er versucht, sie zu vertreiben.
Aus dem Fenster gelehnt…
Wenn ich mir dieses Bild anschaue, sehe ich nicht eine sondern zwei Schlangen und auch einen roten Punkt über der zweiten Schlange. Unterstellt man der Kultur, aus der dieses Bild kommt, dass sie von links nach rechts „liest“, dann ergibt sich die Geschichte eines Mannes, der einer Schlange tapfer entgegengetreten ist und sie vertrieben hat. Es ergibt ja auch viel mehr Sinn, die Geschichte eines Mannes zu erzählen, der eine Schlange vertrieben hat, als die Geschichte eines Mannes, der vor einer Schlange weggelaufen ist, die weniger besonders ist, weil sie vermutlich einfach viel öfter passiert ist.
Ganz Genaues weiß man nicht
Das Problem hierbei ist nur, dass weder ich noch der Ersteller des Facebook Postings Profis für die Interpretation solcher Bilder sind. Und auch wenn die Profis solche Dinge mitunter sehr gut interpretieren können, fehlen einfach immer die Aussagen der Ersteller der Felszeichnung. Das heißt, wir können uns dem, was gemeint ist, nur annähern. Die Interpretation von Funden ist also eine schwierige Kiste und nur weil etwas so aussieht, wie etwas anderes, muss es das noch lange nicht sein. (I’m looking at you, Ancient Astronaut Enthusiasts…)
Wikipedia: Felsritzungen von Tanum
