Die Anunaki – Ein Volk von Riesen!

Der ein oder andere wird bereits von den sagenumwobenen Anunaki (Annunaki, Anunnaki, Ananaki, Anunna u.a.) gehört haben. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von Göttern, die in Verbindung mit dem mesopotamischen Schöpfungsmythos stehen. Dabei verkörpern die Anunaki die Götter des oberen Süßwasser-Himmels (Apsu). Ihnen gegenüber stehen die Igigu, Götter, die im unteren Teil beheimatet sind.

Im Enūma eliš („Enuma Elisch“), einer babylonischen Version des sumerischen Schöpfungsmythos, müssen die Igigu für die Anunaki arbeiten, rebellieren aber schlussendlich dagegen. In einem weiteren, nämlich dem Athrahasis-Epos, wird beschrieben, wie die beiden Gruppen zusammenarbeiten, um die mesopotamische Steppe „Eden“ urbar zu machen. An der Stelle sei auch nochmal unser „Garten Eden“ aus der Bibel erwähnt, dessen hebräischer Name גן עדן (Gan Eden) auffällig ähnlich zu der sumerischen Bezeichnung „Gu-an Eden“ ist. Aber das nur nebenbei. Als es bei der Urbarmachung der Steppe zu einem Konflikt zwischen den beiden Gruppen kommt, erschaffen sie die ersten Menschen, die zukünftig als Arbeitssklaven dienen sollen. Der Gott Enlil hält es für eine gute Idee, die Menschen mit einer Flut auszulöschen, die von der Bibel dann auch als Sintflut übernommen wurde, scheitert aber mit seinem Vorhaben.

Wie immer, nichts als Zoff bei den Göttersippen. Aber was hat das mit Riesen zu tun?

Es ist wieder Zeit, eines von diesen Facbook-Bildern zu debunken!

Waren die Anunaki Riesen? Wenn man diesem Facebook-Bild hier glaubt, dann schon!

Die Anunaki - Ein Volk von Riesen?
Gilgamesch – in einem Facebook-Meme. Stimmt das denn?

Dieser Herr hier, seines Zeichens ein Anunaki, hält schließlich einen ausgewachsenen Löwen in seinem Arm! Wenn das nicht für seinen Riesenwuchs spricht, dann weiß ich auch nicht. Oder?

Ja Moment. Was ist denn daran so ungewöhnlich, dass man Götter größer darstellt als normale Menschen? Nichts, eigentlich. Es sei denn, man behauptet, die Anunaki seien ein tatsächlich real existierendes Volk gewesen. Und da hört die Sensationalität nicht auf, denn wenn man bestimmten Leuten glaubt, kamen die Anunaki von einem Planeten namens Nibiru. Das mit den Menschen als Arbeitssklaven stimmt natürlich weiterhin. Und wenn man ganz ganz tief einsteigt, dann erfährt man, dass die Anunaki nicht nur Außerirdische waren, sondern auch vampirische Formwandler, und ihr ureigenes Aussehen sei das von Reptiloiden und insgeheim planen sie die Installation der Neuen Weltordnung. Da schließen sich natürlich ganze Kreise.

Als Mesopotamier hätte man sich 900 v. Chr. nicht vorstellen können, was aus dem netten Mythos, den man in mühevoller Kleinarbeit in Keilschrift in feuchte Keramiktafeln gedrückt hat, später mal werden sollte.

Aber es gibt ja Hinweise, wie diese faszinierende Statue, die darauf hindeuten, dass die Anunaki überlebensgroße Personen waren. Schließlich hält diese Figur einen ausgewachsenen Löwen im Arm, das muss ja etwas heißen! Nicht umsonst hätten sich die Leute vor knapp 3000 Jahren die Mühe gemacht, so ein Kunstwerk zu schaffen!

Haben sie aber nicht.

Wie? Haben sie nicht? Nein, haben sie nicht. Die hier gezeigte Gilgamesch-Statue wird dieses Jahr 24 Jahre alt und steht auf dem Campus der Universität von Sydney, welcher der Assyrisch-Australische Künstler Lewis Batros dieses Kunstwerk gestiftet hat.

Gilgamesch auf dem Campus der Universität Sydney
Bildquelle: Wikipedia

 

Die Anunaki waren also kein Volk von Riesen, sondern einfach stinknormale Götter, die stinknormale Göttersachen gemacht haben.

 

Warum das ganze?

Dass man den Anunaki diese Außerirdischen- und Weltverschwörungsgeschichte anphantasiert, liegt möglicherweise daran, dass viele andere Weltreligionen bereits ausgeschöpft und somit besetzt sind. In den griechisch-römischen Götterhimmel passt diese Geschichte nicht, denn irgendwie hält kaum jemand diese Götter für real. Die äygptischen Götter sind zwar auch mit Außerirdischen verbandelt, aber da ist der Konsens, dass die tierköpfigen Gottheiten eher genetische Mischwesen gewesen sein sollen. Ein unbeschriebenes Blatt wie die Anunaki eignet sich ganz hervorragend, um beliebige Thesen mit ihnen zu untermauern. Und wenn wir mal ehrlich sind, weiß man im Allgemeinen auch kaum etwas über mesopotamische Göttermythen, insofern ist das nur eine natürliche Entwicklung. Wie es scheint, bekommt jedes Pantheon irgendwann seine eigene Verschwörungstheorie. Und ein bisschen unterhaltsam ist das ja schon, sich mit solchen Phantastereien berieseln zu lassen, wenn man kaum fundiertes Wissen über diesen Bereich hat.

Wenn man das fundierte Wissen aber einmal hat, dann werden diese Phantastereien schnell zu… wie sagen die Kids das heute? Cringe.

 

Wikipedia: Statue of Gilgamesh, University of Sydney

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